Das Bruderhäusle auf der Eichelspitze mit der St. Erhardskapelle
Dokumentation von Bertram Jenisch, Freiburg
Die Eichelspitze ist eine markante Erhöhung des Kaiserstuhlmassivs, die sich zwischen Eichstetten und Vogtsburg auf eine Höhe von 520 m ü. NN erhebt. Am höchsten Punkt des Berges lag in Sichtverbindung mit dem Peterskloster das sogenannte “Bruderhäusle“, eine Einsiedelei mit einer St. Erhardskapelle. Das Kirchlein wurde am Ende des 14. Jahrhunderts erwähnt, als der Eichstetter Pfarrer einen Anteil von deren Einnahmen beanspruchte. Der zur Herrschaft Hachberg gehörende Ort Eichstetten wurde bereits früh reformiert. Damit kam es zu Beginn des 16. Jahrhunderts zur Auflösung der Einsiedelei. Planierschichten von Baumaterial und Ofenbauteilen deuten auf einen Abbruch des Bruderhäusles. Geländespuren und Funde legen nahe, dass auf der Bergspitze mindestens zwei von einem Graben umgebene Gebäude standen. Neben der Kapelle bestand das Wohnhaus des/der dort lebenden Eremiten. Dieses war in Wohn- und Küchentrakt unterteilt. Von dem Anwesen ist heute nur ein ca. 4 m langes und 2,5 m hohes Mauersegment im Aufgehenden erhalten. An dessen nördlichem Abschluss befindet sich eine Gebäudeecke, am südlichen Ende ist eine mit Backsteinen ausgekleidete Nische erkennbar, die aufgrund der Anziegelung als Reste einer Feuerstelle anzusprechen ist. Von den übrigen Gebäudeteilen haben sich nur noch Fundamente im Boden erhalten. Die Krone der Mauer wurde wohl um 1900 sekundär aufgemauert um eine Aussichtsplattform zu schaffen.
Das "Bruderhäusle" auf der Eichelpitze
Am höchsten Punkt der Eichelspitze, einer markanten Erhöhung des Kaiserstuhlmassivs, die sich zwischen Eichstetten und Vogtsburg erhebt, lag das sogenannte "Bruderhäusle". Die Einsiedelei mit einer St. Erhardskapelle wurde um 1400 in Sichtverbindung mit dem ehemaligen St. Peterskloster auf dem Neunlindenbuck erbaut. Eichstetten gehörte zur Herrschaft Hachberg und wurde bereits früh reformiert, damit kam es zu Beginn des 16. Jahrhunderts zur Auflösung dieser Einsiedelei.
Geländespuren und Funde legen nahe, dass auf der Bergspitze mindestens zwei von einem Graben umgebene Gebäude standen. Neben der Kapelle bestand das Wohnhaus des/der dort lebenden Eremiten. Von dem Anwesen ist heute nur ein ca. 4 m langes und 2,5 m hohes Mauersegment erhalten, das schon manchem Wanderer Rätsel aufgegeben hat. Bauarbeiten in Zusammenhang mit der provisorischen Errichtung eines Aussichtsturmes legten aussagekräftige Funde zum Alltagsleben der dort lebenden Pauliner-Eremiten frei. Darunter befinden sich Ofenkacheln mit Reliefverzierung, Werkzeuge und Geräte und sogar Musikinstrumente (Maultrommeln).
Das vergessene St. Peterskloster auf dem Kaiserstuhl
(domus fratrum sancti Pauli dictum Kaiserstul)
Dokumentation von Bertram Jenisch, Freiburg
Der Paulinerorden entstand im 14. Jahrhundert durch den Zusammenschluss zuvor selbständiger Eremitengemeinschaften. Der Orden, dessen Prior im St. Laurentiuskloster zu Buda residierte, breitete sich im 14. Jahrhundert von Ungarn bis Polen und den Südwesten des Reiches aus. In Obernimburg bildete sich ein solches Eremitorium, das jedoch zerstört worden ist. 1387 übertrug Hesso von Hachberg-Höhingen diesen Pauliner-Ordensbrüdern das in seiner Herrschaft Höhingen gelegene Gotteshaus, Haus und Hofstatt zu St. Peter auf dem Kaiserstuhl sowie die Kirche und den Kirchensatz zu Vogtsburg. In Einträgen in Freiburger und Breisacher Zinsbüchern sowie im Urbar des Reuerinnenklosters zu Freiburg aus den Jahren 1450-1567 finden sich Hinweise auf das St. Peterskloster. Das Kollektenverzeichnis des Bistums (Registrum subsidii charitativi) führt in den Jahren 1469-1508 mehrmals das Haus der Brüder vom Orden des Hl. Paul als einziges Kloster des Dekanates Endingen auf. Das vermutlich mit nur wenigen Mönchen besetzte Kloster gelangte zu keiner großen Bedeutung und wurde vermutlich während der Reformation aufgelöst. Unter Kaiserstuhl verstand man ursprünglich nicht das gesamte Vulkanmassiv, sondern bezeichnete damit lediglich den heute als Neunlindenbuck bekannten Berg nördlich von Ihringen. Dort fanden sich noch am Ende des 19. Jahrhunderts Ruinen des Klosters. Am höchsten Punkt des Berges entdeckte man um 1900 beim Bau des Neunlindenturmes Baureste und Scherben. Bei Planierungen östlich des Turmes wurden 1993/94 beim Anlegen einer Terrasse Nord-Süd verlaufende Fundamente beobachtet, die als Teile der Klosterbauten anzusprechen sind. Auf dem Totenkopf, dem unmittelbar westlich benachbarten Berg, stieß man im 19. Jahrhundert beim Setzen des Marksteines auf ein Gewölbe, in dem sich Reste von menschlichen Skeletten fanden, die als Gruft der Ordensgeistlichen gedeutet wurden.
Begleitende Bergung der Funde vom Bruderhäusle beim Turmbau auf der Eichelspitze
Dokumentation von Axel Lott, Endingen
Bei der neuerlichen Bergung der Funde war das Material dem von 2002 sehr ähnlich, doch fand sich dieses Mal sehr wenig Metall. Dies liegt wohl daran, dass die neuen Funde aus einem Bereich stammen, der mit Bau- und anderem Schutt verfüllt wurde, während die Funde von 2002 größtenteils aus dem ehemals bebauten Bereich und dessen Hangschutt stammen. Während es sich bei den Funden von 2002 ausschließlich um Oberflächenfunde handelt, überdauerten die neuen Funde die Jahrhunderte im halbwegs schützenden Erdreich.
Beim Abbaggern der Fundamentgrube für den Turm, kam nach Auskunft des Bauleiters, der die Baggerarbeiten begleitet hat, in der südöstlichen Ecke eine etwa 4x4 m messende in den Fels eingetiefte Ebene zutage, die sich zum Osthang hin noch etwa 3 m fortsetzt und dann auskeilt, während ansonsten Felsgestein anstand. Diese Ebene, auf dem vielleicht ein Stall, Scheune oder Schutzdach für die Tiere stand, war etwa 1 m hoch aufgefüllt. In dieser Füllung lagen in einer auffallend schwarzen Erde Mengen von Hohlziegeln, Backsteinen und Mörtelstuck. Außerdem Geschirr- und Ofenkeramik, Knochen, Glasscherben, einige Nägel und ein Messer mit einem Bronzemanschettchen. Schon 2002 fanden sich hin und wieder Fensterglasscherben, die nun aber in deutlicher Menge zum Vorschein kamen. Es handelt sich um zwei verschiedene Arten, eine hellgrüne, noch durchsichtige und eine braun verwitterte Variante, die mengenmäßig weit überwiegt. An originalen Kanten der braunen Art, sind noch Abdrücke der Bleiruten zu erkennen, mit denen die einzelnen, rhombenförmigen Scheibchen aneinander gesetzt wurden.
Ein grün glasierter Pfeifenkopf und ein gelb glasierter Topf mit floralem Dekor, die sich ebenfalls in der ausgebaggerten Füllung befanden, weisen auf spätere Besuche des Berggipfels. Durch dessen beherrschende Lage über dem Breisgau, hat es wohl schon immer neben den Freizeitaktivitäten, auch militärische Aktivitäten dort gegeben. Dies sollte beim Auswerten der Funde berücksichtigt werden. Weder bei der aktuellen, noch bei der Fundbergung 2002 kamen irgendwelche Reste von Bundsandstein zum Vorschein, wie er normalerweise bei Steinbauten, insbesondere bei Kapellen und Kirchen als Eckquader und/oder Fenster- und Türgewänder Verwendung fand. Bei der aktuellen Bergung zeigten sich nun große Mengen von Mörtelstuck in Form von wulstförmigen Leisten, aus einem feinen, weißen Kalkmörtel, mit etwa drei verschiedenen Radien. Die Fenster- und Türeinfassungen wurden damit den Bundsandsteingewändern nachempfunden. (Ein Beispiel für diese wulstförmige Verzierung bietet der Haupteingang der Eichstetter Kirche. Dort sieht man es aus dem Bundsandstein herausgearbeitet. Es gibt auch Beispiele mehrerer Wülste hintereinander, kleiner werdend, angeordnet.) Das Bruchsteinmauerwerk der Gebäude bestand aus Vulkangestein und war verputzt. Bei statisch problematischen Bereichen, z.B. Bögen oder Gewölben, wurden anscheinend Backsteine in unterschiedlichen Formaten verwendet. Die farbige Gestaltung der Außenwände und rot bemalte Einfassungen kann man sich vorstellen.
Als Überraschung kamen Bruchstücke von verschieden farbigen, glasierten Dachziegeln zutage. Da nur wenige Bruchstücke vorliegen, ist anzunehmen, dass man beim Abbruch der Gebäude die recht wertvollen, glasierten Dachziegel abtransportierte und wieder verwendete, während die Hohlziegel vor Ort blieben. Es spricht einiges für eine farbige Eindeckung des Kapellendaches, während die anderen Baulichkeiten mit Hohlziegeln eingedeckt waren. Mengen von Schindelnägeln die 2002 zutage kamen, zeugen auch von Schindeleindeckung. Vielleicht wurde im Verlauf der etwa 150 Jahre, in dem das Bruderhäusle bestand, Umbauten vorgenommen. Verschiedene Ofenkeramik deutet darauf hin.
Wie schon 2002 kamen wieder recht viele Scherben von Dreibeintöpfen zum Vorschein - dem damals typischen Kochgeschirr. Das Randstück eines flachen Öllämpchens, die Nuppe eines so genannten „Krautstrunkes“ - das sind Weintrinkgläser die an abgeerntete Rosenkohlstiele erinnern – und der Henkel einer Bügelkanne sind besonders zu erwähnen.
Es stehen weitere Untersuchungen an, die vielleicht mehr Licht ins Dunkel der Vergangenheit bringen.
Axel Lott Mai/Juni 2006